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In Zusammenarbeit mit Annette Hartung (Lichtplanung, Köln), Jürgen Lit Fischer (Kunst)
und Christiane Voigt (Planungsgruppe CONTUR 2, Essen) entstand die “grüne Insel” als dreieckiger Stadtplatz.
In der Sekunde zwischen Tag und Nacht produziert die Sonne einen grünen Strahl. Wer von ihm getroffen wird, lebt ein glückliches Leben. Das Volksmärchen vom Grünen Strahl erzählt von einer Zeit als die Erde noch eins ist, die Menschen die Sonne lieben und ihr folgen. Die Sonne schenkt ihnen die Kraft zur Vereinigung von Herz und Verstand. Doch die Menschen werden träge und folgen der Sonne nicht länger. Es wird dunkel. Tag und Nacht sind geboren. Herz und Verstand trennen sich. Nur die Sonne weiß um die Ängste der Menschen und schenkt ihnen einen Hoffnungsschimmer: Der Grüne Strahl ist ein atmosphärisches Brechungsphänomen: Für einen Augenblick leuchtet er bei Sonnenauf- und Untergang am oberen Rand der Sonne. Grundlegende Ursache für den Grünen Strahl bildet die Brechung des Sonnenlichts nahe am Horizont und die Zerlegung in seine Spektralfarben. Da der rote Rand zuerst untergeht und das blaue Licht durch die Verschmutzung der Atmosphäre stark abgeschwächt wird, ist zum Schluss tatsächlich – aber selten mit bloßem Auge – ein Grüner Strahl am oberen Rand der Sonne zu sehen
Weit entfernt von jeder Poesie hatte der Worringer Platz in Düsseldorf in fußläufiger Nachbarschaft zum Bahnhofsvorplatz seine Funktion einer großen innerstädtischen Verkehrsinsel mit Park- und Umsteigemöglichkeiten für den privaten und öffentlichen Personennahverkehr zu erfüllen. Seine Aufenthaltsqualität war gezeichnet von typischen Großstadt-Merkmalen wie Bewegung, Lärm, Unübersichtlichkeit, Kriminalität, Vandalismus, Unordnung. Dieser innerstädtische Verkehrsknotenpunkt war und ist sehr belebt, als Platz wurde er allerdings bisher nicht wahrgenommen. Umtost vom Individualverkehr, zerschnitten durch die Gleise des öffentlichen Personennahverkehrs, mit ausgefransten Kanten durch den ruhenden Verkehr und verschmutzt sowie verwahrlost, fehlte diesem Platz eben jener Hoffungsschimmer auf mehr Aufenthaltsqualität. Hieraus entwickelte sich unser Planungsansatz.
Auf der Grundlage der vorhandenen Verkehrsführung und Beleuchtung wurde eine neue grün gepflasterte Fläche angelegt, die die dreieckige Platzform hervorhebt. Ein integriertes grünes LED-Raster aus 170 Einzelleuchten betont die grüne Fläche auch nachts. Grün schimmernde „Stadtsofas“ mit einer Gesamtlänge von ca. 100 m geben dem Worringer Platz sichtbare Platzkanten und schirmen ihn von optischer und akustischer Verkehrsbelastung ab. Sie sind Zeichen einer neuen Qualität und bieten Raum und Platz für Pausen und Kommunikation. Nachts leuchten die Stadtsofas und schaffen so einen gut ausgeleuchteten übersichtlichen Stadtraum. Rahmen bildende Platanen schaffen das grüne Dach des Platzes.
Das Bedürfnis der Anlieger und täglichen Nutzer nach Identifikation, Schaffung von Aufenthaltsqualität, erneuter Aufstellung von Marktständen und Kiosken, Sauberkeit, Sicherheit, Ordnung, Ästhetik ist Teil der Geschichte des Worringer Platzes. So entstand lange vor der Platzgestaltung als Hoffnungsschimmer der Aufbau eines temporären Glashauses durch eine ansässige Künstlergruppe. Es bildet noch heute den Ausgangspunkt für soziale und kulturelle Aktivitäten der alternativen Szene. Ebenso unterstützte die Stadt Düsseldorf die Einrichtung von Wochenmarkt und Imbiß-Station „Grüne Insel“ zur Belebung und sozialen Kontrolle auf dem Platz. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „PLATZDA! Sommerauftritt“ (Beitrag Planerin 4 / 05) hat das Stadtplanungsamt Düsseldorf auf dem Worringer Platz anlässlich seiner Eröffnung Märchen aus Ländern der Bewohner, die heute rund um den Platz leben, vortragen lassen. Bereits vor der Platzeröffnung – in der Nacht zum 1. Mai 2005 – nahmen Anwohner und Nutzer den Platz mit einer ganz spontanen „open air Fete“ in Besitz.
Die Verbindung aus robustem Ansatz, poetischer Idee und Einbeziehung bürgerschaftlichen Engagements hat zu einem nachhaltigen lebendigen Gesicht des Platzes beigetragen. Die stimmungsvolle Ausleuchtung nachts begrenzt Ansätze von Verschmutzung und Zerstörung. Übersichtlichkeit, Abschirmung des Verkehrs und Ruhezonen haben Aufenthaltsqualität geschaffen. Nicht zuletzt konnte die notwendige Identifikation der ansässigen Bürger mit dem Platz über den Fortbestand des temporären Glashauses gestärkt und weitere Nutzungen durch Anlieger und Geschäftsleute (Markt, Imbiss) angezogen werden.