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Die Planung sieht vor, das großzügige Freiraumangebot rund um das idyllisch im Grünen liegende Herbert-Wehner-Haus für die Nutzer zu erschließen und damit erlebbar zu machen. In diesem Zusammenhang sollen Eingänge und Übergänge definiert und ausgebaut, Verbindungen hergestellt und Bezüge sichtbar gemacht werden. Dies alles unter besonderer Berücksichtigung der Nutzung durch demente Menschen und dem Erhalt des wertvollen Baumbestandes. Hauptbestandteil der ersten Realisierungsphase ist die Parkanlage mit dem unmittelbar am Eingang gelegenen „Marktplatz“. Analog der gewohnten Nutzungsstrukturen wie Läden, Marktplatz, Friedhof etc. außerhalb der Senioreneinrichtung wurden im Rahmen der Neugestaltung der Freianlagen adäquate Angebote, insbesondere auch für demente Bewohnern, geschaffen. Dabei wurden durch eine entsprechende Ausgestaltung, attraktive „Ersatzorte“ für das über Jahrzehnte erlebte Umfeld außerhalb der Einrichtung gebaut. Neue, axial orientierte Wegestrukturen helfen den dementen Bewohnern bei der Orientierung. Alle Wege führen zurück zum zentralen „Marktplatz“ am Haupteingang der Einrichtung. Die entwickelten „Wanderwege“ greifen in ihrer Struktur (ineinander verflochtene Achten) die Idee des Lernprogramms „Infinity Walk, Preparing your mind to learn- Was die 8 möglich macht, laufend Aufgaben lösen“ von Debora Sunbeck auf.
Beim Gehen lösen sich Verspannungen. Insbesondere für demente Bewohner mit häufig zu beobachtendem Bewegungsdrang wird hier mit einem attraktiven barriefreien Wegenetz, ein zu jeder Jahreszeit interessanter Aktionsparcours geboten. Bänke entlang der Wege bieten in kurzen Abständen immer wieder die Möglichkeit für eine Rast. Zum Nutzer hin gekröpfte Handläufe sichern die begehbaren Flächen im Bereich von Gefahrenquellen begleiten die befestigten Flächen an Wegen, Rampen und entlang der Teichanlage, sind dabei Geh- und Orientierungshilfe und können, als „Tastgeländer“ ausgeführt, durch die intuitive zwangsläufig erforderliche Berührung, ein attraktives Element zur Anregung der Sinne bilden. Unterschiedliche Materialien und Oberflächen, Wärme und Kälte, Sehen und Fühlen, Bewegung und Berührung bilden dabei ein Sinnerlebnisband. Die unterschiedlichen Tasterlebnisse fördern die Orientierung und Identifizierung. In einem nächsten Realisierungsschritt soll sowohl das Wegenetz wie auch die Geländerausstattung erweitert werden. Klangelemente sowie Tast-, Duft- und Obstschalen können dann das Geländer in seinen Erlebnismöglichkeiten zusätzlich aufwerten. Die derzeitige Generation der alten und dementen Menschen hatte oder hat in der Regel noch eine enge Bindung zur Natur und deren Phänomenen. Daher kann neben dem Gehen gerade auch das sinnanregende Erleben von Natur und Landschaft zur Lösung von Verspannungen und zu Stimmungsaufhellungen beitragen.
Die geplanten Wege besitzen grundsätzlich eine Breite von ca. 2 m. Rampen wurden generell nicht länger als 6 m geplant. Das Rampengefälle beträgt maximal 6 %. Das Wegesystem besteht ausschließlich aus Rundwegen. Die Wege sind so ausgelegt, dass jeweils immer „Abkürzungen“ möglich sind und somit kurze oder lange Spazierwege je nach individueller Tagesbefindlichkeit gewählt werden können.
Der Aktionsradius alter Menschen nimmt in der Regel mit zunehmendem Alter ab. Insbesondere demente Bewohner verspüren jedoch den Drang entsprechend ihrer Gewohnheiten, Orte aufzusuchen, mit denen sie sich besonders verbunden fühlten oder die für sie von besonderer Bedeutung waren. Einkaufszentrum (Foyer), Marktplatz, Dorfteich (Platz am See), Parkanlage (Freisitz), Friedhof (Garten der Erinnerung) und Wald sind daher Orte, die in Ausstattung und/oder Angebot diese „Gewohnheitsorte“ thematisieren und damit Wohlfühlorte schaffen. Die einzelnen Bereiche können dabei z.T. aktiv (z.B. Feuerplatz > Holzstapel, Hochbeet > gärtnern) wie auch passiv genutzt werden.
Der zentrale „Markplatz“ markiert deutlich den Haupteingangsbereich. Hier stehen Tische und Stühle für Bewohner, Personal und Besucher bereit. Von hier aus kann beobachtet werden wer sich auf den zentralen Achsen dem Marktplatz nähert. Von hier aus kann das Hochbeet von aktiven Bewohnern bepflanzt und abgeerntet werden. Der Marktplatz ist Ziel- und Treffpunkt aber auch zentraler Ausgangsort für „Expeditionen“ und Spaziergänge.
Der Platz am See ist ein idealer Treffpunkt oberhalb des „Marktplatzes“. Über zwei Rampen oder direkt über die Treppe wird hier eine Sitzbankgruppe erreicht, von der aus sich das Leben und Treiben am Teich beobachten lässt. Wer will, kann hier Steine über das Wasser hüpfen lassen, die Fische füttern oder einfach nur dem Plätschern des Springbrunnens lauschen.
Der bestehende Grillplatz wird später mit einer „Feuerschale“ zum Feuerplatz entwickelt. Bei schönem Wetter kann hier gegrillt oder ein wärmendes Lagerfeuer entfacht werden. Brennholzstapel bieten hier auch den aktiven dementen Bewohnern die Möglichkeit gewohnten Aktivitäten nachzugehen.
Über einen kleinen Rundweg erreicht man den Garten der Erinnerung. Hier soll später stellvertretend für den nicht mehr zu erreichenden Friedhof ein Ort entstehen, an dem der verstorbenen Angehörigen gedacht werden kann. Erinnerungssteine, Kreuze oder „künstlerisch“ gestaltetet Elemente sind hier Zeichen und Zielpunkt für die Nutzer. Bei Bedarf sollen diese auch die Möglichkeit erhalten „Grabfelder“ gärtnerisch zu betreuen.
Den Garten der Düfte findet man als Gegenpol im weiteren Verlauf des Weges.
Im Frühjahr duften hier Narzissen, Flieder, Braut- und Prachtspiere. Den Rest des Jahres sorgen Rosen, Storchschnabel, Lavendel, Salbei, Thymian, Rosmarin, Melisse, Minze und auch Kiefer für interessante Dufterfahrungen.
Die Parkanlage ist für Bewohner, Personal und Besucher ein Ort der Freude, der Erholung und der Erfahrung. Eine kreative und aktive Nutzung ist Voraussetzung zur Erreichung dieses Zieles. Neben der Beobachtung gehören daher u.a. auch Pflanzung, Einsaat und Ernte zu den wichtigen Aktivitäten, die in einem solchen „Raum“ stattfinden. Darüber hinaus bietet die Anlage einen hervorragenden Rahmen für die Ausrichtung von Festen, Veranstaltungen und Seminaren.